Die Finanzbranche steht vor großen Veränderungen. Klimaziele müssen erreicht werden, die Corona-Pandemie bedroht viele Wirtschaftszweige, Geschäftsmodelle verändern sich und die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten steigt stetig an. Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, Deutschland als führenden Standort für Sustainable Finance (Nachhaltigkeit im Finanzsystem) zu etablieren.
Was ist Sustainable Finance?
Die Berücksichtigung von sozialen Themen, die Verringerung von Klima- und Umweltschäden im Finanzwesen werden als Sustainable Finance bezeichnet. Investitionsentscheidungen im Finanzsektor sollen zu langfristigen und nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten führen.
Grundlage für die Nachhaltigkeit im Finanzsystem bildet das Pariser Klimaschutzabkommen und der EU-Aktionsplan, der die konkreten Nachhaltigkeitsziele für den Finanzsektor regelt.
Wieso ist Sustainable Finance so wichtig?
Sustainable Finance spielt für die Erreichung der politischen Ziele im Rahmen des europäischen Green Deals sowie der internationalen Verpflichtungen der Europäischen Union auf die Klima- und Nachhaltigkeitsziele eine entscheidende Schlüsselrolle.
Nachhaltige Finanzierungen tragen dazu bei, dass Investitionen eine widerstandsfähige Wirtschaft und eine nachhaltige Erholung von den Auswirkungen verschiedener Krisen wie die Corona-Pandemie unterstützen.
Hierbei fördert die Europäische Union Unternehmen und Privatpersonen mit verschiedenen Programmen, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen, ressourceneffizienteren und nachhaltigen Wirtschaft zu bewerkstelligen.
EU und UN als Treiber und Regulierer einer nachhaltigen Finanzwelt
Mit der Verabschiedung der UN-Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens wurden wegweisende internationale Vereinbarungen getroffen, um die Nachhaltigkeit im Finanzsektor zu fördern sowie zu gewährleisten.
Insbesondere enthält das Klimaabkommen die Verpflichtung, die Finanzströme auf einen Weg zu einer kohlenstoffarmen und klimaneutralen Entwicklung auszurichten. Hierzu stellte die Europäische Kommission den „Green Deal“ vor. Ziel ist es, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu entwickeln.
Für die Erreichung dieser Ziele hat sich die Europäische Union bis 2030 für folgende Maßnahmen verpflichtet:
- Senkung der Treibhausgaseimissionen, um mindestens 40% (gegenüber 1990) zu senken.
- Steigerung des Anteils an erneuerbarer Energie um mindestens 32%
- Steigerung der Energieeffizienz um mindestens 32,5%
Damit diese Ziele erreicht werden, müssen enorme finanzielle Investitionen getätigt werden. So wird laut der Europäischen Investitionsbank prognostiziert, dass der Umbau des Energie-, Verkehrs-, Wasser- und Abfallsektors jedes Jahr 270 Milliarden Euro verschlingt.
Ökonomische Herausforderungen – Veränderung der Risikoprofile
Durch die Veränderung des Finanzsektors ändern sich auch die Risikoprofile aller Wirtschaftssysteme. Das erfordert sowohl für Unternehmen als auch für Finanzinstitute eine kontinuierliche Überprüfung ihrer Risikoprofile. So sind u. a. Vermögenswerte aufgrund von drohenden Nachhaltigkeitsrisiken neu zu bewerten und im Falle von „stranded Assets“ abzuschreiben.
Ferner ist zu erwarten, dass die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Finanzinstitute zum Schutz der Finanzmarktstabilität weiter ansteigen werden.
Chancen nutzen
Neue Regularien stellen nicht nur Herausforderungen dar, sondern bieten auch neue Chancen. Eine ganzheitliche Ausrichtung in Richtung Sustainable Finance kann einen positiven Einfluss auf das Image und die Reputation für Finanzinstitute haben.
Eine Positionierung auf mehr Nachhaltigkeit erleichtert Finanzdienstleistern auch die Neukundenakquise.
In Folge des Veränderungsprozesses bieten neue Geschäftsmodelle und Verschiebungen der Wettbewerbssituation neue Chancen.
Fazit – Sustainable Finance als Treiber für mehr Nachhaltigkeit
Mit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens wurde der Veränderungsprozess im Finanzsektor in Gang gesetzt. Mehr Geld für den Klimaschutz lautet dabei die Devise. In diesem Zusammenhang steht der Begriff Sustainable Finance. Damit sollen die drei elementaren Nachhaltigkeitsziele des EU-Aktionsplan realisiert werden:
- Nachhaltige Investments durch die Neuausrichtung der Kapitalflüsse
- Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement
- Bessere Bewertung einer langfristigen Wertschöpfung durch die Förderung von mehr Transparenz
Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt in den kommenden Jahren schrittweise. Bereits heute lassen sich erste regulatorische Indikatoren ablesen. So wird die MiFID-II sowie die IDD-Richtlinie um weitere wichtige Nachhaltigkeitsaspekte ergänzt.
Ferner müssen die Risikoprofile und Risikobewertungen strenger kontrolliert werden. Doch neben den Herausforderungen bringt die Veränderung auch neue Chancen. Nachhaltige Geschäftsmodelle können für ein stabiles Wirtschaftswachstum sorgen, das resistenter gegen Krisen wie die Corona-Pandemie ist.
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