Die jüngsten Zahlen zur Inflationsrate in Deutschland vermitteln ein gemischtes Bild der hiesigen Wirtschaft. Mit 4,5 Prozent im September 2023 ist die Inflationsrate auf dem niedrigsten Stand seit dem Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine im Februar 2022. Können Unternehmen jetzt wieder aufatmen oder sind die Zusammenhänge doch komplexer?
Mehrere Gründe für den Rückgang der Inflationsrate
Nach Berichten von tagesschau.de und ZEIT ONLINE ist die aktuelle Inflationsrate stark abgeschwächt – bei den Verbraucherpreisen lag die Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat bei nur noch 4,5 Prozent. Vor Kriegsbeginn lag diese bei 4,3 Prozent. Diese Entwicklung ist multifaktoriell bedingt.
Das Online-Portal der Tagesschau benennt das Deutschlandticket als einen der Gründe für diese Entwicklung. Denn nach der Abschaffung des 9-Euro-Tickets im vergangenen Jahr waren die Fahrkarten deutlich teurer und nach der Einführung des Deutschlandtickets im Mai dieses Jahres wieder deutlich günstiger.
Neben diesem Phänomen werden die staatlichen Interventionen als entscheidender Faktor für den aktuellen Rückgang der Inflation herangezogen. Die Bundesregierung hat einige Entlastungsmaßnahmen umgesetzt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. So haben vor allem die Preisbremsen im Energiesektor (Erdgas, Strom und Fernwärme) Wirkung gezeigt.
Energie gilt immer noch als wichtigster Inflationstreiber, weil Europa mehr als die Hälfte der verbrauchten Energie importieren muss. Dies hängt zusätzlich mit Lieferkettenproblemen zusammen, wodurch die Importpreise zusätzlich gestiegen sind. Aufgrund der Maßnahmen der Bundesregierung steigen die Energiepreise derzeit deutlich weniger als im Vorjahr (1,0 Prozent), während die Nahrungsmittelpreise mit einer Inflationsrate von 7,5 Prozent immer noch hoch sind.
Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Inflation
Mehrere Experten und führende Forschungsinstitute prognostizieren für die kommenden Monate weitere Senkungen der Inflationsrate – bis zum Jahresende könne diese auf 3 bis 3,5 Prozent zurückgehen.
Der Chefökonom der Commerzbank, Jörg Krämer, findet allerdings, die Zeit für eine Entwarnung sei noch nicht gekommen. Die steigenden Löhne könnten die Inflation wieder anfachen. Zusätzlich könnten Entwicklungen wie De-Globalisierung, Dekarbonisierung und eine ungünstige Demografie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu Inflationsraten weit über dem EZB-Ziel von 2,0 Prozent führen.
Kommen auf Unternehmen wieder bessere Zeiten zu?
Diese Frage lässt sich pauschal schwer beantworten. Neben den genannten Entwicklungen in naher Zukunft kommen noch die aktuellen geopolitischen Konflikte sowie die Auswirkungen durch den Klimawandel hinzu.
Unternehmen können sich auf die schrittweise Erholung der globalen Lieferketten und auf eine insgesamt höhere wirtschaftliche Stabilität einstellen. Trotz zahlreicher Schließungen und Insolvenzen seit Pandemie und Krieg zeigt sich Deutschland insgesamt resilient, wenn man die aktuellen Herausforderungen in ihrer Intensität betrachtet. Der Rückgang der Inflationsrate ist definitiv ein positives Signal. Dennoch sollten Unternehmen sich so aufstellen, dass sie auf globale, wirtschaftliche Gegebenheiten flexibler reagieren können.