Finanzierungsgrund
Grundsätzlich sollte man erstmal überlegen, was genau man finanzieren will.
Soll ein Gebäude oder eine Maschine finanziert werden, dann wählt man ein klassisches Investitionsdarlehen, das über eine bestimmte Zeit, die Laufzeit des Darlehens, meist vollständig getilgt wird. Die Laufzeit richtet sich meist nach der AfA Dauer. AfA steht für Absetzung für Abnutzung und schätzt die ungefähre Nutzungsdauer von Anlagegütern. Bei diesen Darlehen wird meist ein fester Zinssatz für die gesamte Laufzeit vereinbart. Sondertilgungen sind dann in der Regel nicht möglich.
Sollen das Warenlager oder die Kundenforderungen finanziert werden, so wählt man in der Regel eine Betriebsmittellinie – ohne feste Laufzeit (meist bis auf weiteres). Diese wird nicht getilgt und der Zinssatz ist in der Regel variabel, d.h. er unterliegt den üblichen Zinsschwankungen (Kurzfristsatz). Oft ist der Zins auch an einen Referenzzinssatz wie den Euribor gekoppelt (Euribor + Marge x %).
Bei der Finanzierung von Firmenübernahmen kommen oft beide Formen vor – dies ist aber eine spezielle Situation, auf die wir hier nicht explizit eingehen.
Kredithöhe
Oft stellt sich die Frage: wieviel Kredit bekomme ich denn überhaupt? Dies ist abhängig von der Ertragskraft bzw. dem Cashflow des Unternehmens, und zwar vom zukünftigen Cashflow, denn der Zins und die Tilgung müssen aus den zukünftigen Erträgen gezahlt werden. Hier gibt es keine fixe Zahl. Grundsätzlich beträgt eine „gesunde“ Fremdverschuldung insgesamt nicht mehr als in etwa das dreifache des EBITDA. (Ausnahmen sind in besonderen Fällen möglich). Deutlich höhere Fremdverschuldungen führen meist zu erheblichen Finanzierungsproblemen, was die eigene Entscheidungsfreiheit stark einschränkt. Letztlich ist die Höhe des Kredits auch abhängig davon, wie volatil und konjunkturabhängig die Erträge sind (je stabiler die Erträge desto höher kann die Verschuldung sein).
Oft hört man auch, man solle doch Betriebsmittellinien in Tilgungsdarlehen umschulden. Hierbei ist zu bedenken, dass die Tilgung immer aus dem versteuerten Gewinn erbracht werden muss, was zu Liquiditätsengpässen führen kann.
Kreditentscheidung
Was braucht die Bank, um einen Finanzierungswunsch zu prüfen? Das sind die letzten 3 Jahresabschlüsse, Zwischenzahlen zum laufenden Geschäftsjahr und Planzahlen für die nächsten 1bis 3 Jahre. Ergänzend wird oft auch eine Liquiditätsplanung und ein Bankenspiegel benötigt.
Kreditsicherheiten
Ganz wichtig ist auch, dass alle kreditgebenden Banken hinsichtlich der Informationen und vor allem der Sicherheiten gleichbehandelt werden. Dies bedeutet: hat eine Bank Sicherheiten, bekommen alle diese Sicherheiten. Oder aber alle Banken stellen die Linien ohne Sicherheiten zur Verfügung. Ein guter Standard ist: langfristige Immobilienkredite werden durch Grundschuld besichert, Maschineninvestitionen durch die Sicherungsübereignung und Kreditlinien ohne Sicherheiten oder aber durch Warenlager und Forderungen (quotal für alle Kreditgeber der Linien). Achtung: wer Factoring in Anspruch nimmt, reduziert das mögliche Volumen der Kreditlinien bei Banken, da die Forderungen ja schon über Factoring finanziert sind.
Öffentliche Fördermittel
Bei Investitionsdarlehen sollte auch immer geprüft werden, ob es interessante zinsverbilligte öffentliche Fördermittel gibt – das macht in der Regel die Bank für die Firmen. Wichtig ist aber, dass noch nicht mit dem Vorhaben begonnen wurde, d.h. dass auch die Maschine noch nicht bestellt wurde, denn eine Bedingung der Förderinstitute (KfW, LfA o.ä.) ist, dass erst der Kreditantrag gestellt wird.