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Stadt der kurzen Wege – die Rolle der Quartiersentwicklung

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Die Herausforderungen an die Quartiere wandeln sich und erfordern neue Ansätzen in der Stadtplanung.
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Stadt der kurzen Wege – die Rolle der Quartiersentwicklung

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Die Herausforderungen an die Quartiere wandeln sich und erfordern neue Ansätzen in der Stadtplanung.

Die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimaschutz, Digitalisierung oder der demografische Wandel wirken sich auf alle Bereiche unseres Lebens aus. Das trifft auch – oder vor allem – auf die Planung und Entwicklung unserer Städte zu.

Stadtplaner stehen zusätzlich vor der Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, was sich bei steigenden Grundstücks- und Rohstoffpreisen kaum noch realisieren lässt. Die Lösung scheint in der Entwicklung moderner Stadtquartiere zu liegen. Sie sollen integrative Konzepte für die Zukunft schaffen.

Während früher Arbeits- und Wohnviertel strikt getrennt wurden, verschieben sich die Ansprüche unserer Gesellschaft immer mehr in Richtung einer perfekten Work-Life-Balance. Niemand hat mehr Lust, sich während der Rush-Hour durch vollgestopfte Straßen zu quälen oder in überfüllten U-Bahnen ins Büro zu fahren. Spätestens seit der Pandemie wissen wir auch, dass das gar nicht mehr nötig ist.

Die moderne Quartiersentwicklung legt also den Fokus auf eine optimale Organisation unseres Lebens. Wohnen und Arbeiten, aber auch Einkaufen und Freizeit werden räumlich nicht mehr getrennt. Im besten Fall können wir innerhalb weniger Minuten alle wichtigen Kernbereiche unseres Lebens erledigen.

Was muss die Stadt der Zukunft können?

Für eine nachhaltige Entwicklung müssen moderne Stadtquartiere also eine hohe Nutzungsvielfalt aufweisen, aber auch eine gesellschaftliche Durchmischung. Soziale Brennpunkte und Ghettos soll es nicht mehr geben. Außerdem werden urbane Räume nachverdichtet, Flächen im besten Fall konvergiert.

Spätestens seit den 2000er Jahren ist das Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit in der Bevölkerung gestiegen, das spiegelt sich auch in der Quartiersentwicklung wider. So soll hier die Energiewende vorangetrieben werden. Eine Vernetzung verschiedener Energiesysteme aus erneuerbaren Quellen sorgt für Ressourcen- und Energieeffizienz. Ergänzt wird sie durch nachhaltige Mobilitätskonzepte, wie den ÖPNV oder verschiedene Sharing- und Miet-Modelle, die eine gute Vernetzung und einen möglichst barrierefreien Zugang zu allen Angeboten ermöglichen.

Im besten Fall ist das Quartier aber auch ein Ort der Innovationen. Die Nähe von Start-ups, etablierten Unternehmen und Bürgern erleichtert den Dialog und bildet quasi lebende Labore für neue Ideen. In den nächsten zehn Jahren sind zahlreiche Innovationen auf den Gebieten Internet of Things, Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen zu erwarten. Diese Durchbrüche ermöglichen eine effiziente Steuerung von Quartiersprozessen, beispielsweise in den Bereichen Energie, Mobilität, Logistik oder Warenströme.

Durch die Vernetzung von Dienstleistungssektor, Kreativbranche und dem produzierenden Gewerbe werden völlig neue Arbeitswelten geschaffen, die sich speziell auf die sich verändernden Arbeits- und Personalanforderungen fokussieren.

Der Weg zum perfekten Quartier ist lang

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Im Hinblick auf all die Herausforderungen ist die Quartiersentwicklung mittlerweile zum wichtigsten Instrument der Stadtplanung geworden. Allerdings schreiten die Entwicklungsprozesse in sehr kleinen Schritten voran. Der Innovationscharakter fehlt häufig noch, da die langfristige Entwicklung zu kurz kommt. Noch stehen die Interessen der einzelnen Investoren zu sehr im Vordergrund, was die konsequente Umsetzung großer Ideen erschwert.

Bei der Quartiersentwicklung geht es nicht darum, neue Wohnblocks und Straßen zusammenzuwerfen und ihnen einen ausgefallenen Namen zu geben. Es geht um die Angebote selbst, die deutlich vielfältiger werden müssen.

So könnte man sich in Zukunft beispielsweise eine Bibliothek mit integriertem Kino vorstellen. Oder ein Sportgeschäft mit einem Gastro-Bereich, der aber nicht an einen kurzen Zwischenstopp im Möbelhaus erinnert, sondern eine Art Treffpunkt und Begegnungsstätte für die Bewohner des Viertels ist.

Was in vielen europäischen Nachbarländern bereits längst gängig ist, wird in Deutschland oft von gesetzlichen Regularien noch ausgebremst. Dabei sind genau diese Mixed-Use Konzepte im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung notwendig.

In unserer immer älter werdenden Gesellschaft ermöglichen sie nicht nur soziale Durchmischung und Inklusion, sondern auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bis ins hohe Alter. Die Dienstleistungen müssen vor Ort und leicht erreichbar sein. Hinzu kommt der technologische Fortschritt, der einen gewissen Komfort und eine Sicherheit bietet und Senioren ein selbstständiges Leben ermöglicht.

Auch Unternehmen müssen umdenken

Die Entwicklung solcher Konzepte und die Realisierung der modernen Quartiere dürfen aber nicht nur den Stadtplanern zugeschoben werden. Auch Unternehmen müssen umdenken. Schon heute verwaisen viele Innenstädte, worunter der stationäre Einzelhandel leidet. Wenn die Menschen künftig nur noch in ihren eigenen Vierteln einkaufen gehen, muss die Ware also einen anderen Weg in die Einkaufswägen finden. Neben dem Multi-Channel-Vertrieb werden sicherlich Kooperationen mit anderen Dienstleistern an Bedeutung gewinnen.

Die Produkte selbst müssen die Ansprüche der Gesellschaft erfüllen. Schon heute verschiebt die Generation Z die Werte. Statussymbole, wie teure Autos oder große Häuser, spielen eine untergeordnete Rolle. Stattdessen rücken Konzepte wie Upcycling, DIY oder Sharing stärker in den Fokus.

Aber auch als Arbeitgeber müssen Unternehmer sich neu positionieren. Die bereits angeschobene Entwicklung hin zu mehr Remote Work wird sicherlich noch viel stärker Einzug in unser Arbeitsleben finden. Freizeit hat heute einen viel wichtigeren Stellenwert. Der Job bestimmt nicht mehr unseren Alltag, sondern muss sich in unser Lebenskonzept integrieren.

Die Stadt der Zukunft soll also nicht einfach nur ein Platz zum Wohnen sein, sondern ein Ort zum Leben. Sie ist mehr als eine Ansammlung von Häusern und Straßen, ihre Entwicklung spiegelt die Entwicklung unserer Gesellschaft wider. Damit Unternehmen mit dieser Entwicklung Schritt halten können, müssen sie ihre Konzepte bereits heute überdenken. 

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Sandra Scheffler-Benz

Sandra Scheffler-Benz

smic! Events & Marketing | Sandra ist die geborene Content-Managerin und vereint Kreativität, Medienkompetenz sowie IT-Affinität. Ihre Texte treffen zielgenau den Nerv unserer Leserinnen und Leser – mit buchstäblicher Präzision und einem feinen Gefühl für das Wesentliche.
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