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Das Modehaus Wöhrl im Wandel der Zeit

Seit seiner Gründung im Jahr 1933 hat das Modehaus einige Höhen und Tiefen durchlebt und muss sich in der Corona-Krise wieder neu aufstellen.

Das Modehaus Wöhrl im Wandel der Zeit

Seit seiner Gründung im Jahr 1933 hat das Modehaus einige Höhen und Tiefen durchlebt und muss sich in der Corona-Krise wieder neu aufstellen.

Der stationäre Handel hat es derzeit nicht leicht – und die Textilbranche erst recht nicht. Das weiß das traditionsreiche Modeunternehmen WÖHRL nur zu gut.

Nachdem er 1933 einen Knopf auf der Straße findet, der von nun an sein Glücksbringer und Markenzeichen ist, gründet Rudolf Wöhrl mit seiner Frau Berta in Nürnberg ein Modehaus. Im 2. Weltkrieg überlebt das Familienunternehmen die totale Zerstörung, stemmt den Wiederaufbau durch die Herstellung von Herrenbekleidung aus alten Zeltplanen und Decken und blickt in eine rosige Zukunft der Nachkriegszeit.

Der blau-rote Knopf ist bis heute Bestandteil des WÖHRL-Logos.

Nachdem Rudolf Wöhrl 1970 das Unternehmen seinen beiden Söhnen Gerhard und Hans Rudolf Wöhrl überträgt, beginnt eine Zeit der kontinuierlichen Expansion. Die Brüder eröffnen zahlreiche Filialen, und im Jahr 2001 zählt das Modeunternehmen 30 Niederlassungen in ganz Deutschland, vor allem im süddeutschen Raum.

2009 zieht sich Hans Rudolf aus dem Familienunternehmen zurück und sein Bruder Gerhard übernimmt alle Anteile. Beim 75-jährigen Firmenjubiläum scheinen alle Zeichen auf Erfolg zu stehen.

Globalisierung und Digitalisierung – die Textilbranche in der Krise

Doch der Schein trügt. Als am 1. Januar 2012 das Unternehmen mit Olivier Wöhrl, dem Sohn von Gerhard Wöhrl, an die dritte Generation übertragen wird, befindet sich die Textilbranche bereits in einer schwierigen Phase. Seit den 1990er Jahren kämpft die deutsche Bekleidungsindustrie mit den Folgen der Globalisierung. Der Markt wird mit billiger Ware aus dem Ausland überschwemmt, internationale Lieferketten etablieren sich. Steigende Rohstoff- und Energiekosten treiben die Preise wiederum nach oben, was Anfang der 2010er Jahre zur Zurückhaltung bei den Konsumenten führt. Zusätzlich erobern branchenfremde Anbieter wie Tchibo, Lidl und Aldi immer mehr Marktanteile.

Mit der Digitalisierung kam eine weitere Herausforderung auf die Textilbranche zu. Im Jahr 2009 erzielt der Onlinehandel erstmals über 50 % der Umsätze in der Modebranche. Und sein Anteil steigt kontinuierlich. Viele Modehändler verpassen diesen Trend anfänglich und kommen mit ihrem Angebot ins Schleudern.

So ergeht es auch dem Modehaus WÖHRL, das sich diesen Branchentrends nicht entziehen kann und darüber hinaus an den Folgen einer fehlgeschlagenen Expansionspolitik leidet. 2016 muss das Familienunternehmen Insolvenz anmelden und ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnen.

Damit verbunden war die Suche nach einem neuen Eigentümer. Auch die weitverzweigte Familie Wöhrl engagiert sich, so gibt Hans Rudolf Wöhrl ein Angebot zur Rettung des Unternehmens ab, um nicht „tatenlos beim Untergang der Firma Wöhrl zusehen“ zu müssen. Dieses wird allerdings vom Ausschuss der Insolvenzgläubiger abgelehnt.

Neuanfang bleibt in Familienhand

Am 01. Mai 2017 dann endlich die erlösende Nachricht: Die Gläubigerversammlung stimmt einer Übernahme durch Christian Greiner – dem Sohn von Hans Rudolf Wöhrl und damit Enkel des Firmengründers Rudolf Wöhrl – einstimmig zu. Das Traditionsunternehmen bleibt also in Familienhand und kann den Geschäftsbetrieb fortsetzen:  Mehr als 95 Prozent der Arbeitsplätze werden gerettet – eine für ein Insolvenzverfahren hervorragende Quote.

Greiner wagt den Neustart, bringt als Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Rudolf WÖHRL SE neue, frische Ideen ein und fokussiert sich wieder auf die Stärken des Modehauses als stationärer Händler in der Region: attraktive Sortimente, guter Service und kompetente Beratung. Mit zusätzlichen Angeboten will er ein Einkaufserlebnis schaffen und investiert in erheblichem Umfang in die Häuser. Mit Thomas Weckerlein holt Greiner einen erfahrenen Modemanager in den Vorstand, der bereits über jahrelange WÖHRL-Erfahrung verfügt. Der Aufbruch hat Erfolg, denn im Geschäftsjahr 2017/2018 schreibt WÖHRL endlich wieder leicht schwarze Zahlen und im Folgejahr kann ein Gewinn nach Steuern von 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet werden.

Christian Greiner, Enkel des Firmengründers und Eigentümer der Rudolf Wöhrl SE / © Rudolf Wöhrl SE

Neue Herausforderungen durch Corona-Pandemie

Und dann kommt Corona! Im Zuge der Bekämpfung der weltweiten Pandemie muss der deutsche Einzelhandel mehrere Monate schließen. Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 werden Maßnahmen wie Kurzarbeit ergriffen und Verhandlungen mit Vermietern und Lieferanten geführt. Die erzielten Ergebnisse helfen zwar auf der Kostenseite, können aber natürlich den Umsatzeinbruch nicht verhindern.

Im Onlinehandel ist WÖHRL zu diesem Zeitpunkt noch unzureichend aufgestellt, sieht den Onlineshop lediglich als verlängerte Ladentheke. Der Pandemie wirkt wie ein Katalysator, mittlerweile hat der Vertriebsweg bei WÖHRL deutlich an Gewicht gewonnen.

Unter dem neu formierten Vorstandsteam, bestehend aus Thomas Weckerlein als Vorsitzendem, Martin Barzäuner und Thomas Rothe, geht WÖHRL nun die Post-Corona-Phase.  Mit sinkenden Inzidenzzahlen und der Wiedereröffnung der Geschäfte steigt auch wieder die Kauflust der deutschen Verbraucher wieder. WÖHRL kann aktuell über eine Nachfrage berichten, die teilweise bereits Vor-Corona-Niveau erreicht.

Ob dies ausreichend und nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Immerhin sieht das Konsumbarometer des HDE Handelsverband Deutschland im August 2021 wieder einen leichten Rückgang. Auch die Prognosen für den Herbst mit steigenden Infektionszahlen und einer drohenden vierten Pandemie-Welle könnten den Modehandel und damit auch WÖHRL vor neue Herausforderungen stellen.

Wie die Unternehmensleitung diesen Herausforderungen begegnen möchte, erzählt Vorstandsvorsitzender Thomas Weckerlein im UnternehmerTALK am 18. August 2021.

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Olga Wiesner

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