Sicher kennst Du die Indeed-Kampagne, bei der eine Ingrid vor den ständigen Anfragen nach einem Job flüchtet. Aber kennst Du auch den humorvollen Antwort-Spot von Ingrid Hofmann? Als Geschäftsführerin eines der größten deutschen Personaldienstleisters war es für sie fast ein Muss, diese Steilvorlage zu nutzen und zu zeigen, dass es auch Ingrids gibt, die Jobwünsche gerne erfüllen.
Ingrid Hofmann, die 1954 in Hiltpoltstein geboren und auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen ist, wusste schon früh, was sie will – und vor allem, wohin sie will: „Schon als Kind wuchs meine Begeisterung für Südafrika, was durch eine Brieffreundschaft zustande kam. Die Korrespondenz ging mit 12 Jahren los und der Austausch vergrößerte immer mehr meine Faszination für das Land.“ Seitdem setzte sie alles daran, das Land selbst einmal zu bereisen. Den Plan, als Managerin einer Orchideenplantage nach Südafrika auszuwandern, legte sie aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse auf Eis.
Stattdessen entschied sie sich für ein Schweizer Zeitarbeitsunternehmen und erfuhr früh, dass Karriereentwicklungen für Frauen noch nicht wirklich Thema war. Nicht zuletzt aus diesem Grund beschloss Ingrid Hofmann im Alter von 31 Jahren selbstständig zu werden und gründete 1985 ihre eigene Zeitarbeitsfirma, die I.K. Hofmann GmbH.
Selbstständig als Frau mit Kind! – Das geht?
Der Schritt in die Selbstständigkeit war eine Herausforderung. „Als ich mein Vorhaben, im Verwandten- und Bekanntenkreis bekannt gab, rieten mir eigentlich alle davon ab“, erzählt sie rückblickend. „Zeitarbeit habe in Deutschland keine Zukunft, das sei eine Schnapsidee. Die Banken wollten mir keinen Kredit geben und verlangten, dass mein Mann als Bürge auftreten sollte. Das sah ich überhaupt nicht ein. Was hatte mein Mann in dem Moment mit meiner Unternehmensgründung zu tun?“ Letztendlich war es der Vater, der ein Grundstück verkaufte und so das benötigte Startkapital gab. Das Investment in seine Tochter hat er nie bereut.
Heute zählt das Unternehmen mit knapp 90 Standorten zu den fünf größten Personaldienstleistern Deutschlands und beschäftigt durchschnittlich knapp 16.000 Mitarbeiter entlang aller Fachgebiete und aller Qualifikationsstufen. Im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung sind die Mitarbeiter von I.K. Hofmann vorrangig in den Branchen Metall und Elektro, Automotive, Logistik, Pharma, Chemie und Energiewirtschaft tätig. Kaufmännisches Personal, gewerbliches und technisches Personal, aber auch High Potentials wie Ingenieure und IT-Spezialisten werden an die Kundenbetriebe überlassen oder vermittelt.
Hofmann Personal verknüpft eine zentral organisierte Struktur mit regionaler Nähe zum Kunden. Denn die einzelnen Niederlassungsteams agieren vor Ort sehr selbstständig. Trotzdem kann das Unternehmen seine Kunden aufgrund der Tochterunternehmen international bedienen. „Wir handeln also regional, strukturieren und denken jedoch global“, so Ingrid Hofmann.
Der Gesellschaft etwas zurückgeben? Ich habe ihr doch nichts genommen.
Doch „Business“ ist nicht alles. Ingrid Hofmann vertritt die Philosophie, dass ein Teil des Gewinns dem Gemeinwohl durch Spenden und soziale Tätigkeiten zugutekommen sollte. Dazu zählt auch eigenes soziales Engagement. Nicht etwa, weil sie der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte, schließlich hat sie ihr auch nichts genommen. Sie sieht es vielmehr als ihre Pflicht an, denen etwas zukommen zu lassen, die nicht ähnlich gute Ausgangsbedingungen hatten wie sie selbst. Die entsprechenden Projekte müssen nicht spektakulär sein, sondern zur jeweiligen Region passen.
So ist sie ehrenamtliche Handelsrichterin, dänische Honorarkonsulin, Stadtteilpatin für den Nürnberger Stadtteil Langwasser und im Kuratorium von „Aktion Deutschland hilft“. Gestützt wird das soziale Engagement durch die I. K. Hofmann Stiftung.
Immer offen für Veränderungen, denn Stillstand wäre Rückschritt
Prinzipiell lässt sie sich von der Einstellung leiten, Gelegenheiten beim Schopf zu packen und Neuem mit Offenheit, Intuition und Flexibilität zu begegnen.
Mit Erfolg, wie man sieht, denn neben Auszeichnungen wie „Bayerns Best 50“ oder dem Bayerischen Qualitätspreis zählt das Unternehmen seit 2008 durchgängig zu den hundert besten Arbeitgebern Deutschlands. 2010 wurde Hofmann Personal mit dem Ludwig Erhard Preis ausgezeichnet, Deutschlands höchster Auszeichnung für Unternehmensqualität.
Ingrid Hofmann engagiert sich im Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und leitet seit 2003 den Ausschuss „Betriebliche Personalpolitik“ bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Sie erhielt den Vogue Business Award und wurde „Unternehmerin des Jahres 2002“. Es folgte die Verleihung der Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft und 2007 die Übergabe des Bundesverdienstordens durch Bundespräsident a. D. Horst Köhler. Für die Financial Times zählt sie zu den drei Top Unternehmerinnen Deutschlands. Verdienste, die sich durchaus sehen lassen können.