Corona, Klimawandel, Politik und Weltgeschehen – aufgrund unterschiedlichster und zum Teil auch gleichzeitig auftretender Ereignisse war 2021 für die Wirtschaft mit großen Entbehrungen verbunden. Gefehlt hat es an vielem, der Nachschub kam immer weiter ins Stocken und Wartezeiten verlängerten sich bis an die Grenze des Zumutbaren, für viele Unternehmen sogar an die Grenze des Verkraftbaren.
Während der Industrie die Mikrochips und wichtige Metalle ausgingen, Baugewerbe und Handwerk kein Holz mehr auftreiben konnten und es im Kunststoffmarkt an allen Ecken mangelte, schraubten sich die Rohstoffpreise in schwindelerregende Höhen. Und das alles in Zeiten unüberschaubar hoher Nachfrage. Nach dem Schock bleibt die Frage: Wie geht es nun weiter im neuen Jahr?
Kupfer – ist ein Ende der Krise in Sicht?
Der ausgerufene „Superzyklus“ der Bank of America, der eine gravierende Rohstoffknappheit für die kommenden Jahre prognostiziert, bezieht sich unter anderem auf diverse Industriemetalle. Allen voran: Kupfer.
Führende Wirtschaftsexperten sind sich zum aktuellen Zeitpunkt aber einig, dass das Gleichgewicht allmählich wieder hergestellt wird. Das hat damit zu tun, dass die weltweite Produktion wieder hochgefahren wird und teilweise neue Kupferminen in Betrieb genommen werden. Auch die großen Lager füllen sich allmählich wieder, wodurch die Lieferketten sukzessiv entlastet werden können. Alles in allem wird 2022 wieder mit einem kleinen Angebotsüberschuss zu rechnen sein – ein Trend, der aufgrund der unsicheren pandemischen Lage aber mit Vorsicht zu genießen ist.
Durch den Boom der Elektromobilität und den Ausbau nachhaltiger Energieformen (Branchen mit enormem Kupferbedarf) wird ein strukturelles Defizit auf längere Sicht aber unvermeidbar sein, so die Prognosen. Gründe dafür sind mangelnde Investitionen in der Vergangenheit, ausgelöst durch zu niedrige Kupferpreise.
Mikrochips – gehen die Autobauer weiterhin leer aus?
Autos, Smartphones, Laptops, Spielekonsolen – überall wurde der Halbleitermangel als schwerwiegendes Problem registriert. Zu gewissen Zeitpunkten sollen über 160 Branchen betroffen gewesen sein. Fehlkalkulationen der Automobilindustrie, gefolgt von Extrem-Wetter-Ereignissen, die ganze Halbleiter-Fabriken lahmlegten, weltpolitische Alleingänge, die Auswirkungen der Pandemie und „plötzlich“ war sie da: eine globale Chipkrise.
Vor allem die Autobauer wurden davon getroffen. Halbfertige Autos konnten nicht fertiggestellt werden, ganze Schichtwochen fielen aus, Produktionsstraßen wurden auf Eis gelegt. Auch die kleineren und mittelständischen Zulieferer, welche ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stehen, wurden in die drastische Lieferketten-Problematik involviert.
Im Vergleich zu anderen Rohstoffen fällt der Ausblick hier aber alles andere als optimistisch aus. Der weltweit größte, unabhängige Chip-Hersteller TSMC mit Sitz in Taiwan rechnet 2022 mit großen Defiziten – auch weil die für die Produktion benötigten Rohstoffe nicht ausreichend nachgeliefert werden können. Andere Hersteller wie beispielsweise Intel verfassen ähnliche Statements. So gehen die Experten davon aus, dass sich der Chipmangel erst 2023 wieder entspannen werde.
Zum Nachteil der Autobauer hat Corona die Nachfrage in der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik stark ansteigen lassen, weshalb die entsprechenden Branchen für eine Hauptauslastung der Chip-Fabriken sorgen. Die Folge: zu wenig Halbleiter für die hinterherhinkenden Autokonzerne. Zusätzlicher Druck auf TSMC und Co. seitens der Autobauer wird aber auch aus einem anderen Grund nicht die erhofften Früchte mit sich bringen: Denn auch wenn Intel, Samsung und TSMC bereits kräftig in ihre Produktionssteigerung investieren, so fokussieren sich deren geplante Kapazitäten auf neue Chip-Generationen, während in Autos überwiegend ältere Generationen verbaut werden. Entlastung? Fehlanzeige!
Viele Beobachter sind sich einig: Solange weiterhin derart starke Abhängigkeiten zu den bisherigen Mikrochip-Lieferanten bestehen und es keine ausreichenden Alternativen (z.B. in Europa) gibt, wird der Halbleitermangel die Welt noch lange auf Trab halten. Auch nach 2022.
Holz – welche Entwicklungen sind zu erwarten?
Nicht nur die Möbelindustrie schlug 2021 Alarm, auch Handwerk und Baugewerbe ächzten unter dem akuten Holzmangel. Für einen Großteil dieses Dilemmas waren die Vereinigten Staaten verantwortlich, wo Holz zum wichtigsten Baustoff überhaupt gehört. Und der Bedarf war derart hoch, dass die eigentlich üppigen Holzvorräte der USA nicht mehr ausreichten. Verschärft wurde die Situation vor allem durch große Waldbrände und Schädlingsbefall. Über Nacht stiegen die Preise bis auf das Fünffache an – ein Trend, der auch durch nachhaltige Baureglementierungen weiter angetrieben wurde. Um dieses Loch zu stopfen, investierten die Vereinigten Staaten weltweit und sichert sich immense Holzvorräte aus Europa und Russland, welche hierzulande schmerzlich vermisst wurden.
In jüngster Vergangenheit hat sich die Lage nun etwas entspannen können, die Preise normalisieren sich und Holz ist zur Freude vieler Bauherren und Handwerker wieder halbwegs zuverlässig zu bekommen. Allerdings könnte 2022 schon wieder das nächste Ungleichgewicht drohen: Russland verbietet seit Anfang dieses Jahres den Export von heimischem Rundholz (ca. 12% des globalen Handels) und will sich zur Stärkung der eigenen Holzindustrie künftig auf den Export von verarbeitetem Holz, z.B. Schnittholz, fokussieren. Der bisher größte Abnehmer China wird sich also neue Holzlieferanten suchen müssen, was eine erneute Preissteigerung mit sich bringen könnte.
Dazu kommt eine weitere Problematik: Selbst, wenn die Nachfrage allmählich wieder gedeckt werden kann, bleiben die Preise hoch, da die verarbeitende Holzindustrie mit ihren Sägewerken schon jetzt am Maximum arbeitet. Marktstrategen gehen davon aus, dass wir uns beim Thema Holz auf eine Stabilität auf hohem Niveau einstellen müssen.
Was wir uns bewusst machen müssen
Aluminium, Magnesium, Silicium – die Liste stark nachgefragter Rohstoffe wird immer länger und länger. Natürlich sind die weltweiten Lieferketten noch immer von der Pandemie bedroht, die Zukunft bleibt ungewiss. 2022 wird also weiterhin stark geprägt sein von Rohstoffknappheit, Schwierigkeiten in den Lieferketten und hohen Preisen. Dies wird sich, wenn man denn Prognosen glauben darf, vor allem bei Kunststoffen, Stahl und Halbleitern hochgradig intensivieren.
Corona ist nicht allein an all dem schuld, sondern hat eine schon vorher angespannte Situation in ein Extrem getrieben. Die Ressourcenknappheit wird durch kontrollierte und unkontrollierte Faktoren derart beeinflusst wie nie zuvor. Wir sollten uns darauf einstellen, dass dies erst mal so bleibt.