Selbst in einem Familienunternehmen gestartet, machte es Prof. Dr. Arnold Weissman zu seiner Mission, Unternehmern dabei zu helfen, für sich und ihre Unternehmen den richtigen Weg zu finden und zu gehen. Basis dafür ist das erstmals 1987 vorgestellte zehnstufige „System Weissman“, ein ganzheitliches Führungs- und Strategiesystem. In der praktischen Arbeit mit Unternehmen und durch seine wissenschaftliche Arbeit wird das System ständig weiterentwickelt. Unternehmen können damit passgenau ihre Strategie entwickeln und umsetzen. Es erlaubt ihnen, Turbulenzen vorauszusehen und ihre Strategie künftigen Erfordernissen anzupassen. Das System ist ein Instrument, das Unternehmen dabei unterstützt, sich nachhaltig zukunftsfähig und krisenresistent aufzustellen.
Schule des Lebens
Weissman wurde noch während seines betriebswirtschaftlichen Studiums ins kalte Wasser geworfen. Er musste unerwartet die Firma seiner Eltern übernehmen. Der Mineralölhandel lief gut, aber die großen Zeiten der Branche waren vorbei. Der junge Nachfolger entwickelte das Unternehmen weiter bis zu dessen Verkauf. Parallel schloss er 1979 sein Studium und 1982 seine Promotion ab. Weissman sagt: „Das war die Schule meines Lebens! Ich habe gesehen und erfahren, dass das Führen eines Familienunternehmens nicht nur etwas sehr Anspruchsvolles ist, sondern auch etwas sehr Schönes und Emotionales. Es geht um die Familie und die ihr verbundenen Menschen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darin liegt eine besondere Verantwortung.“
Nicht überraschend, dass der junge Unternehmer nach dem Verkauf der elterlichen Firma sein eigenes Unternehmen, das Beratungshaus Weissman & Cie., gründete. Über 3.000 Projekte mit Familienunternehmen hat das Beratungshaus inzwischen begleitet und wird in zweiter Generation von Moritz Weissman geführt, einem der vier Kinder des Gründers.
Der egoistische Altruist
Schon Jahrzehnte bevor es eine Start-up-Kultur mit der Fokussierung auf die Schmerzpunkte des Kunden gab, standen der Kunde und seine Probleme bzw. die Lösung seiner Probleme für Weissman im Zentrum seiner Überlegungen. Der Satz „Erfolgreiche Unternehmen lösen zentrale Probleme ihrer Kunden sichtbar besser als andere“ drückt seine Überzeugung aus, dass Unternehmen nicht für ein Produkt oder eine Leistung zahlen, sondern für den Nutzen daraus, für die Lösung ihrer Probleme. Probleme sind für Weissman Chancen in Arbeitskleidung. „Nur wer Nutzen bietet, wird Nutzen ernten“, sagt er, der sich selbst als „egoistischen Altruisten“ bezeichnet. Ein Altruist denke nur an andere, ein Egoist nur an sich selbst. Der egoistische Altruist jedoch denke an andere, weil er wisse, dass er davon selbst profitiere. Weissman fügt hinzu: „Das ist eine Win-Win-Situation, in der beide Seiten gewinnen. Nichts macht erfolgreicher, als andere erfolgreich zu machen.“
Golf und Inspiration
„Seit meine Nachfolge geregelt ist, mache ich nur noch, was mir Spaß macht. Wenn es keinen Spaß macht, warum sollte ich es dann tun?“, sagt Weissman mit einem Zwinkern. Auf der Liste der Dinge, die Spaß machen, steht Golf ganz oben. „Ich plane, die 100 schönsten Plätze der Welt zu spielen“, so der begeisterte Golfspieler. Man kann nur vermuten, dass Golf für den Professor auch Inspiration ist. Schließlich geht es beim Golf nicht ohne Ziel, genaue Beobachtung von Wind, Temperatur, Feuchtigkeit sowie Kenntnis der eigenen Kompetenzen und der Auswahl des richtigen Schlägers. Ein Schelm, wer an Strategie denkt.
Spaß scheint Weissman nach wie vor auch in allem zu finden, was Familienunternehmen betrifft. Die virtuelle Welt kommt ihm dabei entgegen. Mittlerweile ist er mit seinen Vorträgen und Seminaren in Podcasts und Videos ebenso präsent wie auf der Bühne. Erkenntnisse wie „Be different or die“, „Survival of the Fittest” oder “In stagnierenden Märkten führen austauschbare Leistungen zwingend zu einer negativen Rendite“, werden somit einem noch größeren Publikum zugänglich.
Am 4. Mai 2022 war Prof. Weissman zusammen mit André Knöll, Gründer der Knöll Finanzierungsberatung für Familienunternehmen, live bei uns im orangenen Studio zu Gast. „Finanzierung 5.0“ – so lautete der Titel der letzten Ausgabe des UnternehmerTALK. Jetzt kostenlos nachschauen! Die Finanzierung von Familienunternehmen ist ein Thema, dass Weissman ganz besonders am Herzen liegt. Er plädiert seit langem für das „kapitalmarktfähige Familienunternehmen“, umso mehr als mit Taxonomie, Basel IV und vermutlich steigenden Zinsen am Finanzierungshimmel dunkle Wolken aufziehen.