Fake! – News sind fake, Bilder sind fake, Personen sind fake. Also zu Deutsch: falsch, künstlich erstellt. Der Deepfake existiert schon länger, ist aber als Begrifflichkeit noch nicht ganz so geläufig. Im Dezember 2017 schaffte es eine Person, die Gesichter von Prominenten in Erotikfilmen unterzubringen – und zwar erschreckend glaubhaft. Dieser makabre Scherz konnte mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ganz einfach ins Leben gerufen werden, denn Deepfakes erstellt der Computer selbst, ganz ohne Nachjustierung durch Menschenhand. Für den Austausch von Gesichtern oder Gegenständen sind nur Algorithmen notwendig.
Warum der Begriff „Deepfake“?
Man nennt sie Deepfakes, weil sie auf dem sogenannten Deep Learning basieren. Mit Hilfe des maschinellen Lernens werden IT-Systeme in die Lage versetzt – auf Basis vorhandener Datenbestände und Algorithmen – Muster und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Damit das Deep Learning funktioniert, werden die Algorithmen mit enorm vielen Bildern und Videos bestückt. Je mehr Material von einer Person eingepflegt wurde, umso besser ist das Ergebnis der Täuschung.
Wie erkenne ich einen Deepfake?
Bilder oder Videos wirken sehr authentisch, sind aber nicht echt. Die Manipulationen werden häufig nicht erkannt und auf sozialen Netzwerken rasant verbreitet. Zur sofortigen Identifizierung der Echtheit von Bildern oder Videos bietet sich folgendes an:
- Die Rückwärts-Bildersuche anwenden (z.B. auf Google): Hier werden die Daten des Bildes mit anderen Bilddaten abgeglichen.
- Internetrecherche starten: Geschichte oder Narrativ auch in einer anderen, vertrauenswürdigen Quelle abgleichen.
- Aufmerksamkeit an den Tag legen: Nach seltsamen Sprüngen in Videos, veränderter Betonung der Stimme, schlechter Audioqualität, verschwommenen Stellen, seltsamen Formen von Gliedmaßen und anderen ungewöhnlichen Ungereimtheiten suchen.
- Natürliches Verhalten vergleichen: An Mund- und Lippenbewegungen heran zoomen und mit menschlichem Verhalten vergleichen.
- Deepfake-Merkmale abarbeiten: Perfekt symmetrisches Gesicht, nicht zusammenpassende Ohrringe, verformte Brillen, ungewöhnliche Ohr- oder Nasenformen, Kontrastverlust, Unstimmigkeiten im Nackenbereich, nicht verbundene Haare oder Finger.
Beeinträchtigung der Glaubwürdigkeit?
Unsere Gesellschaft befindet sich stetig im Wandel. Die Menschen eignen sich inzwischen – vor allem mit der rasanten Entwicklung der Technik – einen gesunden Zweifel an, wenn es um angebliche Neuigkeiten geht. Dies bedeutet, dass den Medien – insbesondere den Internetmedien – weitaus weniger Vertrauen entgegengebracht wird, als früher. Doch zu viele Menschen glauben immer noch Behauptungen, die auf sozialen Medien verbreitet werden, aber keinerlei Fakten entsprechen. Die Deepfakes verstärken das allgemeine Misstrauen nur noch weiter und in Zukunft heißt es nicht mehr, „Ich hab’s doch mit eigenen Augen gesehen!“, denn es wird zunehmend schwieriger, echte Tatsachen von falschen Behauptungen zu unterscheiden.
Diese Möglichkeit der Videomanipulation durch Algorithmen stellt die Gesellschaft – neben dem Misstrauen – vor weitere Herausforderungen: Zum einen geht es um die Frage der Legalität. Das Gesicht eines Menschen für falsche Tatsachen zu missbrauchen, ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch rechtlich verboten. Deepfakes greifen nämlich massiv in das Persönlichkeitsrecht ein und können zusätzlich rufschädigend sein. Zum anderen können Fälschungen die Politik beeinflussen. Deepfakes agieren in Zukunft vielleicht als Propagandamittel, denn Machine Learning kann nicht nur Gesichter und Gegenstände auf Bildern und Videos manipulieren, sondern auch Stimmen glaubwürdig imitieren. Denkbar ist es also, dass Deepfakes Wahlkämpfe und internationale Beziehungen beeinflussen können.
Einsatz als Marketing-Tool?
Netflix: „Welche Schauspieler willst du heute sehen?“ Das ist ein denkbares Szenario in Zukunft. Per Klick wählt der Zuschauer aus, welche Stars die Hauptrollen spielen sollen. Aber nicht nur die Filmindustrie kann sich die Deepfakes zunutze machen, sondern auch die Werbebranche kann davon profitieren. Models oder andere Prominente verkaufen ihr Gesicht. Also sie verkaufen die Lizenz, ihr Gesicht nutzen zu dürfen. Mit dieser Zustimmung können Deepfakes ganz legal erstellt und für Werbezwecke genutzt werden. Vielleicht präsentiert uns ja bald Heidi Klum das neue vegane Fleischersatzprodukt bei dem Discounter um die Ecke!?
Deepfaking kann das Marketing regelrecht revolutionieren! Dabei ist die Kosteneinsparung ein großer Aspekt. Darsteller für Werbespots oder Imagevideos müssen weder vor Ort sein, noch ihren Text in verschiedenen Sprachen einsprechen – dafür ist der Deepfake zuständig. Es wird zum Kinderspiel, verschiedenste Länder und Nationalitäten zu erreichen. Dementsprechend wird aufgrund der Technologie Reichweite generiert und Kosten werden reduziert! Vom Umweltaspekt ganz zu schweigen.
AR-Techniken ermöglichen ein weiteres Szenario: Die Wunsch-Sneaker können mit Hilfe des Smartphones ganz einfach virtuell im Onlineshop anprobiert werden. Super für die Entscheidungsfindung, oder? Aber es ist noch mehr möglich! Mit einem Deepfake können sogar ganze Outfits an verschiedenen Models mit unterschiedlichen Figuren, Hautfarben und Augenfarben präsentiert werden. Wenn der Kunde möchte, kann er die Kleidungsstücke selbstverständlich auch am eigenen Körper sehen, in dem er ganz einfach Bilder von sich hochlädt. Das erleichtert die Bestellentscheidung und kann die Retourenquote auf Dauer senken. Eine Wohltat für Umwelt und Logistik!
Aber: Ehrlichkeit ist das A und O! Der Kunde muss wissen, dass Deepfaking bei der Erstellung der Inhalte genutzt wird. Anderenfalls fühlt er sich eventuell hinters Licht geführt und es resultiert ein Vertrauensmissbrauch oder gar ein Imageschaden – anstatt Reichweite und Kostensenkung – aus der Technologie.
Ausblick!
Technik – ein schmaler Grat zwischen Faszination und Gefahr. So hilfreich wie sie auch ist, richtet sie in den falschen Händen enormen Schaden an. Auch Deepfakes sind nicht zu unterschätzen. Zum einen können sie hilfreich sein und vor allem in der Werbebranche sinnvoll eingesetzt werden, zum anderen können Sie aber dabei das Persönlichkeitsrecht eines Individuums verletzen und die Gesellschaft absichtlich in die Irre führen. Fazit: Die Zeit bringt die Erkenntnis.