In Zeiten von Homeoffice, stundenlangem Surfen im Internet und Serienmarathon auf der Couch nehmen wir mittlerweile viel zu oft eine unnatürliche Haltung ein und schaden unserem Körper tagtäglich im Privatleben, aber auch im Arbeitsalltag. Wie oft kontrollierst du bewusst deine Haltung oder wunderst dich am Abend, warum alles schmerzt?
Durch die Digitalisierung bewegen wir uns am Arbeitsplatz immer weniger und die Arbeitszeit nimmt einen Großteil des Tages ein. Nach Feierabend entspannen wir ebenfalls im Sitzen oder Liegen. Dadurch bleibt kaum Zeit für richtige Bewegungen und Training, um allen Wehwehchen wie Rückenschmerzen, verkrampfter Muskulatur oder im schlimmsten Fall bereits Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Gliedmaßen entgegenzuwirken. Was kannst du dagegen tun?
Viele achten bereits auf ihre Ernährung, trinken ausreichend Wasser und selbst das Rauchen gehört nicht selten der Vergangenheit an. Wenn du es geschafft hast, den Glimmstängel in die Ecke zu werfen und die Finger von den tödlichen Krebserregern zu lassen, darfst du sehr stolz auf dich sein. Doch alles Gute hat auch Schattenseiten. Leider auch in diesem Fall, denn für jede Zigarette steht der Raucher auf, läuft ein Stück Richtung Ausgang und bekommt den Kopf frei – wenn auch nicht rauchfrei, aber er bewegt sich! Aber Achtung: die Bewegung ist das einzig gesunde am Rauchen. Doch sie gleicht sicherlich nicht den Schaden aus, den die Schad- und Giftstoffe dem Körper antun. Also, warum kann man nicht das Rauchen weglassen und trotzdem ein paar Schritte gehen?
Erwiesenermaßen sind Büroangestellte, die rauchen, mehr in Bewegung als nicht-rauchende Kollegen. Aber braucht man die Zigarette, um aufzustehen, sich zu strecken und ein paar Meter zu gehen? NEIN! Gönne dir Minipausen am Arbeitsplatz, denn niemand sollte 8 Stunden durchgängig sitzen. Laut einer spanischen Studie ist Dauersitzen ab 4,5 Stunden schädlich. Umso erschreckender ist, dass ca. 57,2 % der Männer und 50,2 % der Frauen in Deutschland einer sitzenden Tätigkeit nachgehen. Es gibt einfach immer mehr Bürojobs.
Erhöhtes Krebsrisiko durch mangelnde Bewegung
Und schon sind wir beim eigentlichen – schockierenden – Problem: Nicht nur Rauchen fördert das Krebsrisiko, auch mangelnde Bewegung öffnet den bösartigen Geschwüren alle Türen. Dauerhaftes Sitzen begünstigt viele Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes, Depression und leider auch Krebs. Auch der Kalorienverbrauch, der Stoffwechsel und das Herz-Kreislaufsystem arbeiten mit angezogener Handbremse, wodurch unter anderem Leistungsfähigkeit und Konzentration sinken. Langes Sitzen belastet im Höchstmaß die Beinvenen. Vor allem Frauen neigen dazu, zusätzlich die Beine zu überschlagen, was zu Durchblutungsstörungen führen kann. Erste sichtbare Zeichen dafür sind unerwünschte Krampfadern.
In Zeiten von COVID-19 sitzen wir noch mehr. Homeoffice bedeutet in den meisten Fällen noch weniger Bewegung. Der Arbeitsweg, die wenigen Schritte zum Kollegen ins Nachbarbüro oder in die Kaffeeküche entfallen. Dazu kommt, dass viele Zuhause am Küchentisch arbeiten und dabei auf ungeeigneten Stühlen sitzen, die der Haltung noch mehr schaden. Erkennst du dich darin wieder?
Das kleinste Übel, obwohl sehr schmerzhaft, sind Erkrankungen am Bewegungsapparat und der Muskulatur. Und damit birgt das Arbeiten im Büro oder im Homeoffice genauso schwerwiegende Risiken wie die Arbeit in anderen Branchen, bei der zum Beispiel schwere körperliche Arbeit geleistet wird.
Fakt ist: der Stuhl ist die neue Zigarette und nicht im Geringsten weniger gefährlich. Dabei kann es für dich so einfach sein, etwas dagegen zu tun und das persönliche Wohlempfinden zu steigern.
Mit kleinen Maßnahmen viel erreichen
Ein dynamischer Arbeitsplatz, der Wechsel zwischen Stehen und Sitzen und ein Spaziergang bzw. bewusstes Gehen in der Mittagspause erhöhen deine Lebenserwartungen. Auch Minipausen sind an jedem Schreibtisch möglich. Kurz aufstehen, in die Hocke gehen, Kopf und Schultern kreisen und mit den Beinen wippen – eine Minute zwischendurch reicht bereits aus, um gesünder zu arbeiten und damit auch gesünder zu leben.
Das Sitzen selbst kannst du ebenfalls optimieren. Mache dir die schädliche Körperhaltung bewusst und korrigiere sie Schritt für Schritt. Das beginnt bei der idealen Position und Einstellung des Schreibtisches und des ergonomischen Bürostuhls. Das A und O ist, dass beide Füße leicht den Boden erreichen und mit den Fußsohlen komplett aufstehen. Hüfte und Arme sollten einen 90° Winkel bilden.
Die ersten Schritte zur Besserung machen sich durch reduzierte Schmerzen im Nacken-, Rücken- und Schulterbereich bemerkbar. Lockerungen der Muskulatur zum Beispiel im Schulterbereich und an der Halswirbelsäule minimieren das Risiko von Bandscheibenvorfällen und Karpaltunnelsyndromen. Bereits eine günstige PC-Maus in ergonomischer Form verbessert die natürliche Position der Arme und entlastet die Handmuskulatur. Diese Mäuse sind nicht teuer. Die 20-Euro-Investition lohnt sich für dich auf jeden Fall, denn sie können einem operativen Eingriff vorbeugen. Gehörst du auch zu den Dauersitzern, dann solltest du bewusst laufen, dich nach oben strecken und auch mal in die Hocke gehen. So wird die Wirbelsäule stabilisiert. Einfache Bewegungen zur Lockerung der Muskulatur können immer in den (Arbeits-)Alltag einfließen. Physiotherapeuten sind überzeugt, dass sich Büroangestellte durch ein bisschen Bewegung besser fühlen und damit auch leistungsfähiger sind. Und ein toller Nebeneffekt von Bewegung ist immer auch die Gewichtsabnahme.
Jede Bewegung zählt
Wie kannst du vor und nach der Arbeitszeit mehr Bewegung in den Alltag integrieren, ohne Zeit für das Fitnessstudio aufbringen zu müssen? Lass das Auto einfach mal stehen und fahre mit dem Rad. Radfahren bietet einen sehr natürlichen Bewegungsablauf für den gesamten Körper. Arbeitest du in einem Bürokomplex, kannst du dich immer gegen den Aufzug und für die Treppe entscheiden. Setze dir ein Ziel und arbeite zur Kontrolle mit einem Schrittzähler, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl entsprechender Apps, die unsere Bewegung tracken und zu neuen Leistungen motivieren.