Das aktuelle Jahrzehnt bot Innovatoren und Jungunternehmern bisher nicht die einfachsten Voraussetzungen für ihre Gründungsideen. Aufgrund gleich mehrerer geopolitischer Herausforderungen zeigten Konzerne und mittelständische Unternehmen in den letzten Jahren eher eine gedämpfte Investitionsbereitschaft. Im vergangenen Jahr sind die Investitionen in Start-ups erstmals wieder gestiegen – das zeigen Zahlen der KfW.
2024: Investitionen in Start-ups steigen
Das Jahr 2024 markiert einen Wendepunkt für Start-ups in Deutschland. Die Investitionsbereitschaft steigt wieder an, wie aus aktuellen Berichten der Staatsbank KfW hervorgeht. Nach einem verhaltenen Vorjahr sammelten deutsche Start-ups 2024 deutlich mehr Kapital ein. Wenig überraschend: Ein Viertel der Investitionen ging an Gründer, die sich im Bereich der Künstlichen Intelligenz positioniert haben. Venture Capital Experten gehen davon aus, dass das vorherige Stimmungstief auf dem Risikokapitalmarkt damit überwunden sei. Angestoßen wurde dies vermutlich unter anderem durch die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der US-Notenbank Fed.
Lust aufs Gründen
Dieses Wachstum ist nicht nur ein Zeichen für das Vertrauen der Investoren in innovative Ideen, sondern auch eine Einladung an den Mittelstand, enger mit der Start-up-Szene zusammenzuarbeiten. Die aktuelle Entwicklung hängt zugleich mit einer gestiegenen Gründungslust zusammen, denn bereits im ersten Halbjahr 2024 wurden 15 Prozent mehr Start-up-Gründungen verzeichnet als im Vorjahr.
Besonders in der Metropolregion Nürnberg, die durch ihre starke industrielle Basis und ein hervorragendes Forschungsnetzwerk geprägt ist, entstehen immer wieder neue Ideen für Start-ups. Die Frage lautet: Wie können diese Welten voneinander profitieren?
Was zeichnet Start-ups und mittelständische Unternehmen aus?
Um die Synergiepotenziale zu verstehen, lohnt es sich, die Unterschiede zwischen Start-ups und mittelständischen Unternehmen zu betrachten:
Eigenschaften von Start-ups:
- Innovationsgetrieben: Start-ups streben danach, durch neue Technologien oder Geschäftsmodelle bestehende Lösungen zu revolutionieren oder neue Lösungen für neue Probleme zu kreieren.
- Skalierbarkeit: Viele Start-ups sind darauf ausgelegt, ihr Geschäft schnell und global auszubauen.
- Flexibilität: Mit flachen Hierarchien und agilen Strukturen reagieren Start-ups schnell auf Marktveränderungen.
- Risikobereitschaft: Hohe Unsicherheit und ein starker Fokus auf Wachstum gehören zum Alltag eines Start-ups.
Eigenschaften mittelständischer Unternehmen:
- Stabilität: Mittelständler sind oft traditionsreiche Unternehmen, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden und auf langfristigen Erfolg setzen. Je länger sie bestehen, desto besser können sie Krisen überstehen.
- Qualität und Zuverlässigkeit: Durch die langjährige Erfahrung steigt in der Regel die Produkt- oder Dienstleistungsqualität. Ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen liefert außerdem zuverlässig.
- Lokale Verankerung: Mittelständische Unternehmen sind häufig stark mit ihrer Region verbunden und verfügen über ein gutes Partner-Netzwerk.
- Nachhaltiges Wachstum: Statt aggressiver Expansion steht oft eine gesunde Weiterentwicklung im Fokus.
Synergieeffekte zwischen Start-ups und Mittelstand
Mittelstand und Start-ups haben auf den ersten Blick unterschiedliche Ansätze. Doch gerade diese Differenzen stecken voller Potenzial. Kooperationen zwischen beiden Welten können Innovationskraft und Stabilität vereinen.
Innovationskraft trifft auf Erfahrung
Start-ups bringen frische Ideen und innovative Technologien ein. Mittelständische Unternehmen können diese nutzen, um ihre eigenen Prozesse zu modernisieren, neue Produkte zu entwickeln oder neue Zielgruppen zu erschließen. Im Gegenzug profitieren Start-ups von der Erfahrung und den Netzwerken etablierter Unternehmen.
Beispiel: Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen in der Metropolregion Nürnberg könnte mit einem lokalen KI-Start-up zusammenarbeiten, um Predictive Maintenance (Technologie zur besseren Vorausplanung der Instandhaltung) in seine Produktionslinie zu integrieren.
Finanzielle Sicherheit trifft auf Risikobereitschaft
Start-ups benötigen oft finanzielle Unterstützung, um ihre innovativen Ideen umzusetzen. Mittelständische Unternehmen könnten hier als strategische Investoren auftreten und gleichzeitig neue Technologien in ihr Portfolio aufnehmen.
Lokale Verankerung trifft auf globale Vision
Die Verwurzelung des Mittelstands in der Region kann Start-ups helfen, wichtige Kontakte zu knüpfen und ein Vertrauensnetzwerk aufzubauen. Gleichzeitig bringen Start-ups oft eine globale Perspektive mit, die den Mittelstand inspiriert, internationaler zu denken und somit Wachstum zu fördern.
Die Metropolregion Nürnberg als fruchtbarer Start-up-Boden
Die Metropolregion Nürnberg bietet ideale Voraussetzungen für die Zusammenarbeit von Start-ups und Mittelständlern:
Wirtschaftliche Vielfalt: Von Global Playern in der Automobil-, Zulieferer- sowie Sportartikelbranche bis hin zu starken mittelständischen Unternehmen verschiedenster Industrie- und Dienstleistungszweige. Die Metropolregion bietet eine selten große wirtschaftliche Vielfalt und eine Exportquote von knapp 50 Prozent.
Starke Netzwerke: Organisationen wie die IHK Nürnberg für Mittelfranken oder das überdurchschnittliche Engagement seitens der Hochschulen und Universitäten in und um Nürnberg führen zu einem regen Austausch zwischen Gründern und etablierten Unternehmen. Auch Business-Events wie der Nürnberger Unternehmer-Kongress schaffen Räume und Begegnungsstätten für sowohl Jungunternehmer als auch traditionelle Familienunternehmen.
Kooperation ist der Schlüssel zur Zukunft
2025 könnte das Jahr sein, in dem Start-ups und Mittelstand in der Metropolregion Nürnberg noch enger zusammenrücken. Die Voraussetzungen sind ideal: eine aufblühende Gründerszene, eine starke industrielle Basis und wachsendes Interesse an Investitionen.
Für beide Seiten gilt: Offenheit, Vertrauen und der Wille zur Zusammenarbeit sind die Bausteine einer gemeinsamen Zukunft.
Interessieren Sie sich für eine lebendige Diskussion zu diesem Thema? Auf dem letzten Nürnberger Unternehmer-Kongress teilten sich Dr. Armin Zitzmann (Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken), Daniel Krauss (Mitgründer und CIO, Flixbus) sowie Peter Pauli (Sprecher der Geschäftsführung, BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH) die Bühne und führten die Teilnehmer durch einen spannenden Gesprächskreis zum Thema „Start-up meets Mittelstand“ – das Video dazu finden Sie hier.