2023 hat Larissa Kastein ihr Zuhause auf Rädern für Nürnberg aufgegeben. Mehr als 30 Jahre lang lebte sie im Wohnwagen, tourte durch Deutschland und Europa und lebte ein Artistenleben, von dem viele träumen. Nach der Geburt ihrer Tochter übernahm sie beim Nürnberger Standort von Flic Flac immer mehr Verantwortung und entschied sich als Inhaberin schließlich für das „normale Leben“ in einem Haus im Nürnberger Süden. Als lokale Unternehmerin möchte sie sich jetzt nicht nur privat, sondern auch beruflich mehr mit ihrer Wahlheimat verwurzeln.
Frau Kastein, was genau führt Sie zum Nürnberger Unternehmer-Kongress?
Ich habe ein Unternehmen in Nürnberg und lebe auch seit 2023 hier. Außerdem habe ich die veralteten Klischeebilder über Zirkusleute satt, ehrlich gesagt, und will diese jetzt zumindest in Nürnberg Stück für Stück abbauen. Das Vernetzen mit anderen mittelständischen Unternehmen beim Unternehmer-Kongress und das Erklären meiner Arbeit gehören für mich definitiv dazu. Es gibt kein anderes Event in Nürnberg, bei dem man so schnell mit so vielen anderen Führungspersönlichkeiten ins Gespräch kommt. Das macht Spaß und eröffnet neue Möglichkeiten für unseren Standort.
Beim NUK 2024 leiteten Sie einen Gesprächskreis zum Thema „Sound of Service“ zusammen mit Michael Jarms – was hat sich seitdem verändert?
Eine Menge! Die vielen Jahre zuvor kannte ich Nürnberg nur aus der Weihnachtszeit-Perspektive: Wir reisten an, bauten unsere Zelte auf, sorgten wochenlang für beeindruckende Shows und reisten wieder ab. Seit 2023 bin ich durch den Umzug nach Nürnberg viel mehr mit dieser Stadt verwurzelt. 2024 gab es durch meine unternehmerische Aktivität hier noch weitere Steigerungen: Mehr Geschäftspartner, mehr Ideen, mehr Kooperationen und einfach einen viel besseren Draht zur Unternehmerwelt hier. Ich bin angekommen!
Was sind Ihre Aufgaben bei der Flic Flac NB GmbH?
Ich bin als Inhaberin natürlich die mit dem letzten Wort und muss die wesentlichen Entscheidungen für unser Unternehmen treffen. In der Flic Flac Kernzeit, also die Wochen vor, während und nach Weihnachten bin ich verantwortlich für knapp 120 Mitarbeiter. Während der Showproduktion kommen einige schlaflose Nächte zusammen, denn dann muss es oft schnell gehen. Keine Zeit für lange Meetings, show must go on …
Vielmehr gehe ich jedoch in meiner Rolle als kreative Leiterin auf, da ich früher selbst Akrobatin auf der Bühne war und dadurch immer noch sehr viel Bühnenarbeit machen kann und im ständigen Austausch mit Artisten und Künstlern stehe. Diese kreative Arbeit erfüllt mich sehr und gibt mir jedes Mal neue Kraft und Inspiration für die nächste Flic Flac X-Mas Show.
Wie meistern Sie den Spagat zwischen Bühne und Verantwortung für 120 Mitarbeiter?
Ich versuche, nicht so viel darüber nachzudenken. In meinem Alltag muss ich viele Dinge einfach erstmal machen. Oft weiß ich nicht, wie das Ergebnis aussieht. Kein Jahr gleicht dem anderen, keine Show ist wie die letzte. Jemand, der Struktur und Routine liebt, würde in meinem Job untergehen. Seit sieben Jahren bin ich außerdem Mutter einer Tochter und da mindestens genauso eingespannt wie in meiner Führungsrolle bei Flic Flac in Nürnberg.
Wie ich den Spagat also meistere? Ich kenne das Artistenleben sehr gut, weiß um die Risiken, schätze aber auch die vielen überraschenden, spannenden und dankbaren Momente. Ich habe ein tolles Team und ein starkes familiäres Umfeld um mich herum. Diese Kombination gibt mir die Kraft und auch die nötige Kreativität, jedes Jahr eine atemberaubende Action- und Akrobatikshow auf die Nürnberger Flic Flac Bühne zu bringen.
Letzte Frage: Was bedeutet „Business“ für Sie als Showbusiness-Führungskraft?
Da würde ich mich nicht von anderen Unternehmerinnen und Unternehmern abgrenzen – am Ende müssen auch wir Tickets verkaufen und das Zelt vollkriegen. Nur, dass wir das mit Bühnenkunst, Emotionen und Unterhaltung machen. Vielleicht gibt es trotzdem einen wesentlichen Geschäftsunterschied zu anderen Branchen: Ich glaube, nirgendwo sonst gibt es ein so direktes Kunden-Feedback wie in der Showbranche. Jedes staunende Gesicht, jeden Lacher und jedes „Aaaah!“ und „Oooh!“ müssen wir uns hart verdienen. Kurz gesagt: Wir können uns schlechten Kundenservice überhaupt nicht leisten!