Gerechtigkeit mit Folgen: Warum gleiche Anteile nicht immer die beste Lösung sind.
Wenn es an die Nachfolge geht und mehrere Kinder da sind, tendieren manche Unternehmer dazu, jedem Kind den gleichen Anteil am Unternehmen zu geben. Sie wollen gerecht sein. „Ich liebe alle meine Kinder gleich. Keines soll sich übergangen oder zurückgesetzt fühlen“, heißt es dann. Doch häufig ist das der Anfang großer Probleme, sowohl für die Familie als auch für das Unternehmen. Doch sie lassen sich lösen.
Gleichbehandlung ist nicht immer der richtige Weg
Es ist richtig: Manche Geschwister ergänzen sich hervorragend und führen das Unternehmen gemeinsam und erfolgreich. Das gilt vor allem für Doppelspitzen, wo zwei Geschwister an Bord sind. Ein Beispiel dafür sind Bonita und Wolfgang Grupp von Trigema. Häufig kommt es gerade bei Doppelspitzen zu einer Patt-Situation, sofern beide jeweils 50 Prozent der Unternehmensanteile halten. Eine Einigung ist mitunter nur mit einem Mediator oder einem anderen externen Berater möglich. Experten weisen außerdem darauf hin, dass sich die Geschwister nicht allzu ähnlich sein sollten, denn das könne zu Spannungen führen. Besser sei es, wenn sich die Geschwister gut ergänzten. Doch je mehr Geschwister es sind, desto schwieriger wird es, Konsens zu erreichen und notwendige Entscheidungen schnell zu treffen.
Entscheidungen müssen getroffen werden
So schlimm es sich anhört: Einer muss letztlich das Sagen haben. Und das sollte der- oder diejenige sein, die über die beste Qualifikation verfügt und die Verantwortung gerne übernimmt. Kinder in die Nachfolge zu zwingen, ist niemals eine gute Option. Und noch etwas sollten Sie bedenken: Jeder Mensch hat unterschiedliche Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen. Die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Geschwisterkinder sollten berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die richtige Person die Nachfolge antreten kann.
Es kann durchaus richtig und notwendig sein, diejenigen Geschwister zu bevorzugen, die sich bereits im Unternehmen engagieren und über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die Leitung zu übernehmen. Manche Geschwister möchten auch gar nicht aktiv im Unternehmen sein, sondern geben sich mit der Position eines stillen Gesellschafters zufrieden. In diesen Fällen sollten die im Unternehmen tätigen Geschwister für einen guten Informationsfluss zu den nicht tätigen Gesellschaftern sorgen.
Wenn Emotionen im Weg stehen
Die Entscheidung über die Unternehmensnachfolge sollte basierend auf objektiven Kriterien getroffen werden, damit das Unternehmen erfolgreich weitergeführt werden kann und keinen Schaden nimmt.
Eine klare Aussage und ein guter Tipp, aber wenn Familie im Spiel ist, ist Objektivität nur schwer zu erreichen. Emotionen behindern den Prozess und bringen ihn im schlimmsten Fall zum Scheitern. Geschwisteranimositäten, schwierige Eltern-Kind-Beziehungen, Gefühle von Benachteiligung und fehlender Anerkennung können Entscheidungen schwierig machen.
Seien Sie sich als Unternehmer bewusst, dass Sie früher oder später über die Nachfolge entscheiden müssen und dass der Prozess dauern kann und anstrengend wird. Deshalb sollten Sie rechtzeitig, so früh wie möglich, einige Jahre bevor sie sich vom operativen Geschäft zurückziehen möchten, mit diesem Prozess beginnen. Beziehen Sie alle, die innerhalb der Familie die Unternehmensnachfolge betrifft, mit ein. Vielleicht stellt sich dabei heraus, dass sich manche vermuteten Probleme von selbst lösen, weil die Kinder die Lage anders sehen und beurteilen als die Eltern.
5 Tipps für eine erfolgreiche Familiennachfolge mit Geschwistern
1. Kommunikation aufrechterhalten
Sie sollten zwischen den Geschwistern, den Eltern und anderen Familienmitgliedern eine offene und ehrliche Kommunikation pflegen. Klären Sie die Erwartungen der Beteiligten im Voraus und definieren Sie gemeinsame Ziele für das Unternehmen und für die Familie. Das hilft Ihnen, Konflikte zu vermeiden. Und unterschätzen Sie nie den Einfluss von Partnerinnen und Partnern.
2. Eignung bewerten
Prüfen Sie objektiv, welche Kinder am besten geeignet sind, das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen. Jedes Geschwisterkind kann unterschiedliche Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen haben. Beziehen Sie Ausbildung und Berufserfahrung in die Bewertung mit ein.
3. Fairness wahren
Auch wenn nicht alle Geschwister gleichbehandelt werden, sollten Sie für Fairness sorgen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass zwar nicht alle Geschwister eine Führungsposition im Unternehmen erhalten, aber es können alternative Formen der Beteiligung oder Vergütung gefunden werden. Manche Kinder haben kein Interesse am Unternehmen, möchten aber als Gesellschafter dem Unternehmen verbunden bleiben.
4. Konflikte managen
Konflikte zwischen Geschwistern sind normal und treten auch im Nachfolgeprozess immer wieder auf. Es ist wichtig, dass sich diese Konflikte nicht festsetzen. Sie müssen konstruktiv angegangen und so gelöst werden, dass es für alle Beteiligten akzeptabel ist. Ziehen Sie externe Vermittler oder Berater hinzu. Sie können die Konfliktlösung mit professionell unterstützen und den Beteiligten bei der Entscheidungsfindung helfen.
5. Familienverfassung niederlegen
Viele Unternehmen haben mittlerweile eine Familienverfassung oder Familiencharta, die auch die Nachfolge einbezieht. Darin ist zum Beispiel festgehalten, welche Voraussetzungen notwendig sind, um im Unternehmen eine Führungsposition wahrzunehmen. Durch eine Familienverfassung können einige Konflikte innerhalb der Unternehmerfamilie – nicht nur im Zusammenhang mit der Nachfolge – vermieden werden.
Fazit
Die Unternehmensnachfolge innerhalb einer Familie ist eine Herausforderung, die sowohl das Unternehmen als auch die familiären Beziehungen auf die Probe stellt. Gleichbehandlung aus emotionalen Gründen mag zwar gerecht erscheinen, ist jedoch nicht immer der richtige Weg. Stattdessen sollte die Entscheidung auf objektiven Kriterien beruhen, die Fähigkeiten, Interessen und Engagement der einzelnen Kinder berücksichtigen.
Die Nachfolge mit mehreren Geschwistern kann gelingen, wenn
- sie rechtzeitig, frühzeitig, sorgfältig und strategisch angegangen wird,
- alle Beteiligten involviert sind und gehört werden,
- die Kommunikation nicht abbricht,
- alle die beste Lösung für das Unternehmen finden möchten und nicht auf Gleichbehandlung um jeden Preis aus sind.