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Familienunternehmen und Beteiligungen

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Familienunternehmen und Beteiligungen

Kapital strategisch nutzen: Wie Beteiligungsgesellschaften Familienunternehmen stärken können.

Fast jedes Unternehmen kommt einmal an einen Punkt, an dem es Kapital braucht, zum Beispiel für Innovationen, Wachstum oder Nachfolge. Familienunternehmen setzen in solchen Situationen meist auf den klassischen Bankkredit. Sie fürchten, durch alternative Finanzierungsformen ihre Unabhängigkeit zu verlieren. Doch das ist ein weitverbreiteter Denkfehler, wie viele Experten betonen und inzwischen auch zahlreiche Familienunternehmer erkannt haben. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten durch Beteiligungsgesellschaften.

Definition Beteiligungsgesellschaft

Eine Beteiligungsgesellschaft ist ein Unternehmen, das Geld in andere Unternehmen investiert. Das Geld wird in Form von Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Mitteln eingebracht, oft über Fonds. Als Gegenleistung erhält der Eigenkapital-Geber Anteile am Unternehmen. Meistens gehen damit Kontroll- und Mitspracherechte einher. Die Beteiligungsgesellschaft hat in der Regel das Ziel, eine Rendite zu erwirtschaften. Dafür müssen die Unternehmen, in die investiert wurde, erfolgreicher werden. Die Anteile werden dann mit Gewinn wieder verkauft.

Es ist ein Irrtum, zu glauben, durch einen Bankkredit bleibe die Unabhängigkeit des Unternehmens erhalten. Banken verlangen Sicherheiten – ohne die gibt es kein Geld. Banken fordern außerdem ebenso Transparenz wie andere Investoren. Hinzu kommen strenge regulatorische Vorgaben wie Basel IV oder die Taxonomie, die die Kreditvergabe zunehmend einschränken, sodass es gerade für KMU immer schwieriger wird, an Kredite zu kommen. Es ist also höchste Zeit, alternative Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Es muss ja nicht gleich der Börsengang sein.

Welche Möglichkeiten gibt es für Unternehmen, an Kapital zu kommen?

  • Beteiligungsgesellschaften bzw. Private-Equity-Gesellschaften
  • Venture-Capital-Gesellschaften
  • Andere Unternehmen
  • Family Offices
  • Private Investoren und Business Angels
  • Crowd-Funding

Alle diese Möglichkeiten laufen unter dem Gesamtbegriff Beteiligung. Eine Organisation oder eine Gesellschaft erwirbt Anteile an einem Unternehmen, je nach Vereinbarung als Minderheits- oder Mehrheitsgesellschafter. Manche Investoren wie Beteiligungsgesellschaften oder Business Angels möchten gerne mitreden, andere geben sich mit der Position eines stillen Gesellschafters zufrieden. Doch auch Investoren geben kein Geld, ohne sich ausführlich über das Unternehmen zu informieren.  Unternehmen, die Beteiligungsgesellschaften oder andere Investoren an Bord holen möchten, müssen darauf vorbereitet sein, dass diese mindestens so viele Informationen haben wollen, wie eine Bank.

Beteiligungskapital: Mehr als nur Finanzierung

Beteiligungskapital bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich gezielt besser aufzustellen und ihren Wert nachhaltig zu steigern. Weil es sich bei Beteiligungskapital um Eigenkapital handelt, muss es nicht zurückgezahlt werden wie etwa ein Bankdarlehen. Die Erhöhung der Eigenkapitalquote bringt meistens ein besseres Rating mit sich und damit eine Verbesserung der Bonität. Der Mehrwert geht jedoch über die finanzielle Stabilität hinaus: Eine gute Beteiligungsgesellschaft steht den Unternehmen, an denen sie beteiligt ist, oft mit Know-how, Erfahrung und einem Netzwerk zur Seite – ein unschätzbarer Zusatznutzen.

Gründe für den Einstieg von Beteiligungsgesellschaften

Beteiligungsgesellschaften bieten Unternehmen in verschiedenen Situationen wertvolle Unterstützung, sei es finanziell oder strategisch. Die wichtigsten Gründe für einen Einstieg sind:

  • Unternehmensnachfolge – inklusive Management-Buy-Out (MBO) und Management-Buy-In (MBI)
  • Wachstum durch Innovation – Förderung neuer Produkte und Technologien
  • Buy-and-Build – gezieltes Wachstum durch Übernahmen und Zukäufe
  • Teilveräußerung und Owner-Buyout – Schaffung von Liquidität für Gesellschafter
  • Ausgliederung – wie Spin-offs oder Carve-outs von Geschäftsbereichen
  • Sondersituationen – zum Beispiel bei Restrukturierungen oder Neuausrichtungen.

Viele Beteiligungsgesellschaften haben mittlerweile eigene Risikokapitalgesellschaften gegründet, um gezielt Start-ups und innovative Geschäftsmodelle zu fördern und auf ihrem Wachstumskurs zu begleiten.

Evergreen-Fonds für langfristiges Investment

Klassische Private-Equity-Fonds halten ihr Investment in der Regel zwischen drei und sechs Jahren. Sie möchten ihre Anteile also möglichst schnell zu einem höheren Preis wieder loswerden. Dafür drehen sie häufig an der Kostensenkungsschraube und vernachlässigen darüber die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens.

Die Evergreen-Fonds können das Geld längerfristig zur Verfügung stellen. Das ist besonders sinnvoll bei Minderheitsbeteiligungen und kommt dem Selbstverständnis von Familienunternehmen entgegen. Übrigens besteht bei Minderheitsbeteiligungen bei manchen Gesellschaften die Möglichkeit des Rückkaufs der Anteile.

Unser Rat: Schauen Sie sich die Beteiligungsgesellschaft und deren Portfolio genau an. Sprechen Sie möglichst mit einem oder mehreren Unternehmern, die Erfahrung mit der betreffenden Gesellschaft haben. Der Erfolg einer Beteiligung basiert auf Partnerschaft, gegenseitigem Respekt und Vertrauen. Die Chemie muss stimmen.

Beteiligungskapital: Der Wachstumsmotor hinter großen Erfolgsgeschichten

Wer einen Blick auf die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften der Länder wie die BayBG oder private Gesellschaften wie die Hannover Finanz und Companisto wirft, entdeckt zahlreiche beeindruckende Erfolgsgeschichten. Renommierte Unternehmen wie FlixBus, Verivox, Zalando, Fielmann oder Aixtron haben ihr Wachstum mit Beteiligungskapital finanziert.

Auch Drogeriemarktpionier Rossmann betont in einem Interview, dass sein Unternehmen in den 1980er-Jahren ohne Beteiligungskapital kaum eine Chance gehabt hätte. Die Hannover Finanz war über zwei Jahrzehnte an Rossmann beteiligt und begleitete ihn durch wichtige Wachstumsphasen.

Fazit

Bevor Sie also Vorbehalte gegenüber Beteiligungskapital haben, lassen Sie sich von den Erfolgsgeschichten anderer inspirieren und überzeugen. Der Schlüssel liegt darin, den richtigen Partner zu finden, der zu den Werten und Zielen Ihres Unternehmens passt. Prüfen Sie sorgfältig, sprechen Sie mit erfahrenen Unternehmern und vertrauen Sie auf die Kraft einer Partnerschaft, die auf Respekt und Vertrauen beruht. Denn am Ende geht es darum, die Zukunft Ihres Unternehmens gemeinsam zu gestalten.

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Sandra Scheffler-Benz

smic! Events & Marketing | Sandra ist die geborene Content-Managerin und vereint Kreativität, Medienkompetenz sowie IT-Affinität. Ihre Texte treffen zielgenau den Nerv unserer Leserinnen und Leser – mit buchstäblicher Präzision und einem feinen Gefühl für das Wesentliche.
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