Nicht viele Familienunternehmen werden in vierter Generation geführt, sind über 100 Jahre alt und international erfolgreich. Conrad Electronic, gegründet 1923 in Berlin von Max Conrad, ist eine dieser Erfolgsgeschichten. Der Grund dafür? Vom Gründer bis zur vierten Generation betrachtete jeder Unternehmer Veränderung als Chance für Entwicklung.
Veränderung wird bei Conrad nicht beklagt, sondern am Schopf gepackt und in etwas Positives verwandelt. Hinzu kommt die Leidenschaft für Technik.
Unternehmerische Zufriedenheit – eine Momentaufnahme
Die Unternehmensgeschichte zeigt, dass sich jede Generation stets mit neuen Trends und Technologien befasst und sie sich zunutze gemacht hat – seien es Radio, Fernsehen, Versandhandel und IT, das Internet und soziale Medien.
„Veränderung ist der rote Faden, der sich durch das Unternehmen zieht“, sagte Mehrheitsgesellschafter und Verwaltungsratsvorsitzender Dr. Werner Conrad in einem Interview auf antenne.de. Veränderung sei niemals zu Ende und das Unternehmen müsse dabei eine aktive Rolle einnehmen. Transformation verlange drei Dinge: ein Ziel, einen Plan und die richtigen Menschen für die Umsetzung. Unternehmerische Zufriedenheit dürfe nicht von Dauer sein, ist Conrad überzeugt: „Strategien müssen in immer kürzeren Zeitabständen überprüft, Prioritäten innerhalb von Tagen neu gesetzt werden.“
Auch ein Quäntchen Glück gehöre zum Erfolg, überdurchschnittlich engagierte und zuverlässige Mitarbeitende und ein bisschen Bescheidenheit, so Conrad. „Ohne diese Erfolgszutaten wäre Conrad heute vielleicht nur ein Elektrofachgeschäft um die Ecke“, heißt es auf der Conrad-Website.
Über dem Erfolg, neuen Zielen und ständiger Veränderung hat die Familie Conrad nie die eigene Herkunft aus den Augen verloren. Die Bedürfnisse der Kunden bleiben Kompass für jede Entwicklung und Veränderung. „Den Kundinnen und Kunden zuhören und danach handeln ist schon immer der Leitspruch unserer Familie“, betont Conrad.
Vom Radiospezialisten zum Multichannel-Profi
- Gründer Max Conrad erkannte als einer der Ersten die Chancen, die das Radio bot. Er zeigte seinen Kunden die Möglichkeit, sich selbst ein Radio zu bauen.
- Der Sohn des Gründers, Werner Conrad, stellte 1937 auf der Berliner Funkausstellung den ersten Fernseh-Baukasten vor und legte den Grundstein zum Multichannel-Handel.
- Nach dem Krieg verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Hirschau in der Oberpfalz. Bald tat sich Werner Conrad mit Max Grundig zusammen und schuf so die Grundlage für den Neuaufbau seines Geschäfts. Werner Conrad setzte außerdem auf den Versandhandel.
- Der größte Verdienst der dritten Generation war die Einführung einer modernen EDV in den 1970er-Jahren. Klaus Conrad erwarb die erste EDV-Anlage und ermöglichte damit den raschen Ausbau des Versandhandels, den sein Vater begonnen hatte. Er eröffnete auch die „Technischen Kaufhäuser“, Vorläufer der Conrad-Filialen, die später jeder Hobbybastler kennen sollte.
- Im Laufe der nächsten Jahrzehnte eroberte Conrad Electronic die Welt und wuchs auch durch Zukäufe. In den 90er-Jahren wurde Conrad Marktführer im Elektronik-Versandhandel in Europa.
- Ab 1993 führten Klaus Conrad und sein Sohn Dr. Werner Conrad das Unternehmen gemeinsam. Zwei Jahre später wurde ein riesiges Logistikzentrum gebaut. 1997 ging Conrad als eines der ersten Handelsunternehmen in Deutschland mit dem Online-Shop conrad.de mit damals 30.000 Artikeln online.
- Ab 1998 hatte das Unternehmen unter Führung von Dr. Werner Conrad begonnen, sich auf den B2B-Markt zu konzentrieren. 2020 wurde eine digitale Beschaffungsplattform für den technischen Bedarf von Geschäftskunden eingeführt. B2B-Kunden nutzen passende Services und maßgeschneiderte E-Procurement-Lösungen.
- Heute beschäftigt das Unternehmen etwa 2.300 Mitarbeitende und erzielt einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro jährlich.